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Gerade las ich das Buch „Das antikapitalistische Buch der Mode“ von Tansy E. Hoskins. Es hat mir noch einmal die verschiedensten Aspekte des modernen gedankenlosen Modekonsums vor Augen geführt.  Und wie der Modemarkt funktioniert, wie sich wenige riesige Konzerne den Markt aufteilen und die Modemedien komplett in der Hand haben, die wiederum unsere Bedürfnisse schaffen, in immer schnelleren Zyklen immer mehr zu kaufen. Es ist alles noch schlimmer als ich dachte.

Da kam dann die Ausstellung gerade passend. (Foto: Textilmuseum, J Zürcher)

Viele der aufgeworfenen Themen waren mir bekannt, aber die Filme haben mir noch die nötigen Bilder geliefert. (Mitumba – Second Hand Kleider auf Reisen ) Einige von ihnen möchte ich mir gern noch einmal anschauen.

Mir ist klar, dass sich nicht so viele Menschen mit dem Thema beschäftigen. Man ahnt schon, dass „irgendwer“  „irgendwo“ den Preis für die billigen Textilien bezahlt  und will es gar nicht so genau wissen. Es ist wie mit der Massentierhaltung, den Müllbergen  etc. – man verdrängt es aus der Wahrnehmung. Kein Problem, es wird nicht oft sichtbar und passiert weit weg von uns in Afrika und Asien oder in Tierställen die Hochsicherheitsanlagen gleichen.

Reicht es da, sich nach „slow fashion“ Kriterien zu kleiden, mit regionale produzierten Klamotten aus ökologisch produzierten Rohstoffen? Wie viele Leute können sich das leisten? Ein Anfang ist es vielleicht, aber es wird nicht die Textilindustrie in großem Maßstab ändern. Dazu müssen wir Gesetze und Wirtschaftsstrukturen ändern.

Eigentlich sollte so eine Ausstellung nicht in einem Textilmuseum gezeigt werden, in das hauptsächlich Besucher kommen, die sich für Textilarbeiten interessieren. Sie sollte an an einem Ort zu sehen sein, wo viel mehr Menschen erreicht werden, besonders Teenager, die Konsumenten von morgen. Sehr gut, dass die Ausstellung wandert, in Deutschland war sie schon in Hamburg und Dresden zu sehen, in St Gallen läuft sie noch bis zum 30.7. diesen Jahres.

Außerdem konnten wir die alte Handstickmaschine von 1890 in Betrieb erlebeb. Eine Mitarbeiterin bediente sie und gab uns Erklärungen dazu. Wir konnten zuschauen, wie diese Maschine ein Stickmotiv mit 156 Nadeln gleichzeitig auf 225 m Breite stickte. Was für eine revolutionäre Zeitersparnis das damals war! Der Anfang der industriellen Stickerei….

Das Textilmuseum in St. Gallen ist ein toller Ort für alle, die sich für Textiles interessieren. Es gibt eine riesige Bibliothek, für die allein ich gern wieder für ein paar Tage anreisen würde.